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Das Buch

Agnos Dickers Visionen

 

Der Verlag hatte die Freundlichkeit mich Visionär und Autor zu nennen. Insbesondere der Visionär scheint mir ein hoher Anspruch, wo die Welt wie sie lebt und webt, wo sich die Menschen gegenseitig immer noch und immer wieder umbringen, sei es in persönlichen oder kollektiven Konflikten, insbesondere aus Glaubensfragen, ob da ein einzelner Visionär nicht wie ein Rufer in der Wüste steht?buch

 

Wichtig ist, dass der Mensch überhaupt Gedanken des Friedens entwickelt, die uns die Religionen nicht gebracht haben.

In der Endphase vor der Drucklegung des Romans hatte ich zunehmend das unangenehme Gefühl, möglicherweise sei die Welt gar nicht so unmöglich, vielleicht passe ja ich gar nicht in diese Welt. Das ist ein schmerzhafter Prozess, und ich zweifelte zuletzt ob es richtig sei, meine Gedanken nach Jahre langem Abwägen überhaupt der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Es gab Leute, die machten mir Mut, meine eigenen Gedanken zu manifestieren, zur Diskussion zu stellen, insbesondere ein Freund, der mich unterstützend motivierte. So möge denn der Roman nicht als das letzte aller Dinge, sondern als eine Zwischenstation eines eigenwilligen Wanderers und Selbstzweiflers verstanden werden.

 

Das Buch Agnos Dicker möge als Fundgrube für religiöse Zweifler und Noch-Gläubige werden. Was die Welt braucht, ist eine Religion des Unglaubens, des Denkens und der Hoffnung!

Die Glaubensreligionen spalten nicht nur unzählige Familien, sie spalten die menschliche Gemeinschaft generell, sie spalten die ganze Welt, hetzen alle gegen alle auf. Sie sind die Unfriedenstifter ersten Ranges. Ohne sie zu überwinden wird ein Weltfriede nie möglich sein. Ohne Gotteswahn hätten wir eine bessere Welt.

Wer dieses Buch liest, entdeckt ein neues, ein viel konkreteres Evangelium ohne Opfer, ein Evangelium das sogar in altbekannter Absenz des Alten aber auch ohne seine Stellvertreter funktionieren kann, ein Evangelium das nicht Gottesdienst sondern Menschendienst betreibt und gerade deshalb neue Hoffnung bringt, warum denn nicht auch für die Transzendenz.

Ein Einzelner kann die Welt nicht verändern, es braucht Mitmenschen, die versuchen zu begreifen, was ein „Visionär“, wenn er es denn wäre, anbieten möchte. Wenn Sie nun also nach allem, was sie schon so herausspüren auf den Geschmack kommen sollten einen Roman zu lesen, in dem es nicht primär um Mord und Totschlag geht, sondern den Ursachen unseres Versagens – hauptsächlich des Mannes – nachgegangen wird, und wie die Gesellschaft diesen Ursachen erhöhte Aufmerksamkeit schenken würde den Mann als den Getriebeneren besser zu begreifen, dann wäre das Lesen dieses Romans der erste Schritt, dass der Autor in seiner Motivation nicht mehr allein wäre. Sie sind es dann, die sein Werk vollenden, oder in die Praxis umsetzen. Sie sind es, die sich auf den Weg hin zu Agnos Dicker diesem hoffnungsfrohen Optimisten, wenn nicht mehr ihm und den Seinen, so doch ihrer Nachwelt in eine lieblichere Zukunft des Menschseins helfen.

Ich wünsche Ihnen beim Lesen meines Romans viel Spannung, Spass und tiefsinnige Nachdenklichkeit.

Hugo Dürrenmatt

 

Nachtrag zu Agnos Dickers Visionen „Ich bete vorläufig zum Zufall, aber nicht unterwürfig!“